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Rhein-Hunsrück-Kreis: Energiekommune des Jahrzehnts

Rhein-Hunsrück

Besondere Überraschung: Kreis ist "Energiekommune des Jahrzehnts"

Volker Boch 21.11.2018, 16:48 Uhraktualisiert: 21.11.2018, 18:26 Uhr

Der Rhein-Hunsrück-Kreis ist mit dem erstmals verliehenen Titel „Energie-Kommune des Jahrzehnts“ ausgezeichnet worden. Mit Respekt und voller Freude nahmen die Vertreter des Kreises um Landrat Marlon Bröhr die Auszeichnung bei einem Festakt im Rahmen des „Zukunftsforums Energiewende“ in der Orangerie im barocken Schloss der Stadt Kassel entgegen. Der Kreis erhielt den Preis insbesondere für das breite Engagement seiner Bevölkerung und Kommunen.

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Strahlende Sieger bei der Auszeichnung als „Energiekommune des Jahrzehnts (von links): Frank-Michael Uhle (Klimaschutzmanager), Philipp Vohrer (Enercon), Werner Vogt (Gründer von Höhenwind), Marlon Bröhr (Landrat), Bertram Fleck (Landrat a. D.) und Nils Boenigk (AEE). Foto: Heiko Meyer

Politikern und Verwaltungsmitarbeitern ist Anspannung nicht immer anzumerken. Solche Emotionen werden nicht allzu häufig offen gezeigt. Aber angespannt dürften Landrat Marlon Bröhr und insbesondere dessen Amtsvorgänger Bertram Fleck sowie Kreisklimaschutzmanager Frank-Michael Uhle durchaus gewesen sein. Bis am Dienstagabend der als Ritterschlag empfundene Juryentscheid zur „Energie-Kommune des Jahrzehnts“ bekannt gegeben wurde, erlebten sie das „Zukunftsforum Energiewende“ unter einem gewissen inneren Druck. Das Branchentreffen in Kassel stand schließlich unter dem Eindruck dieses erstmals vergebenen Titels. Organisiert von der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), die als Mittler und Werber für die Energiewende den Dialog zwischen Unternehmen, Politik und Gesellschaft fördert, steuerte das diesjährige Forum geradezu auf die Preisverleihung am Abend zu. Fünf Kommunen waren nominiert, insbesondere Saerbeck im Münsterland galt aus aussichtsreich. „Alle Mitbewerber haben sich bärenstark präsentiert“, sagte Uhle nach der Vorstellung der fünf Nominierten am Nachmittag vor der Verleihung. In zehn Minuten hatten er und Fleck das Engagement des Kreises und der Kommunen in einem Kurzvortrag vorgestellt. Obwohl sie eine knackige Präsentation meisterten und den jüngst vorgestellten Film zur Energiewende im Kreis geschickt mit packenden Sequenzen einbauten, blieben sie unsicher. Bis kurz vor 21 Uhr.

Als der Rhein-Hunsrück-Kreis dann ausgezeichnet war, herrschte pure Begeisterung bei dessen Vertretern, zu denen auch Windkraftpionier Werner Vogt aus Beltheim als Kongressteilnehmer gehörte. „Wir freuen uns riesig“, sagte Fleck, „die Ehrung ist die Krönung einer mehr als zehnjährigen Arbeit. Wir zeigen, dass Klimaschutz und Wertschöpfung zwei Seiten derselben Medaille sind.“

Wie die AEE erläuterte, fiel die Entscheidung der Jury nicht leicht: „Schließlich spielen alle Kommunen bereits in der Champions-League. Sehr lange diskutierte die Fachjury über die Kommunen und deren bisherige Umsetzung von Maßnahmen für eine erfolgreiche Energiewende, bis sie sich für den Rhein-Hunsrück-Kreis entschied.“ Konkret heißt es in der Begründung der Jury: „Zahlreiche Bürger, Gemeinden und Unternehmen haben gemeinsam die Ärmel hochgekrempelt und die dezentrale Energiewende vor Ort mit viel Herzblut umgesetzt.“ Mit Blick auf die finanziellen Errungenschaften der Wende erklärte die Jury weiterhin: „Im Jahr 2010 betrug die regionale Wertschöpfung aus dem Betrieb der EEG-Anlagen elf Millionen Euro. Dieser Wert war im Jahr 2017 bereits auf 44 Millionen Euro angewachsen.“ Früher sei der Kreis eine strukturschwache Region gewesen. „Heute haben die Ortsgemeinden im Kreis mit 20 Prozent die landesweit geringste kommunale Verschuldung.“

Landrat Marlon Bröhr ließ seinem Amtsvorgänger Fleck und Klimaschutzmanager Uhle als Sprecher für den Kreis den Vortritt und feierte den Titel in Kassel gemeinsam mit ihnen: „Die Auszeichnung ist für uns alle eine Bestätigung und gleichzeitig ein Ansporn, weiter vor Ort die Energiewende voranzutreiben.“ Gegenüber unserer Zeitung sagte der Landrat: „Es ist eine große Ehre für den Kreis, diese Auszeichnung zu bekommen. Ich freue mich für die vielen Akteure vor Ort, denn diese Auszeichnung ist eine schöne Bestätigung für ihr außergewöhnliches Engagement. Besonders freut es mich natürlich auch für Bertram Fleck und Frank-Michael Uhle, die den Preis mit mir zusammen in Kassel überreicht bekommen haben.“

Von unseren Redakteuren

Volker Boch und Thomas Torkler

Kommentar: Mehr als nur Windräder

Straßen vermitteln oft einen klaren Blick in die Landschaft und ihre Struktur. Wer die A 44 befährt, erhält einen Eindruck, wie die Landschaft durch den Tagebau bei Garzweiler verändert ist, auf der A 4 bei Düren fallen Kohlekraftwerke in den Blick – und auf der B 50 ist die Landschaftsveränderung im Hunsrück durch Windkraft deutlich erkennbar. Es sind gerade für Auswärtige oftmals einprägsame Bilder, die nicht nur positiv belegt sind.

Volker Boch zur Energiekommune des Jahrzehnts

Die wilde Windkraftlandschaft im Hunsrück ist ein Zeichen der Energiewende der Region, aber längst nicht das alleinige. In den vergangenen Jahren haben sich in den Kommunen viele positive Dinge entwickelt, die oft – aber nicht nur – mit Windkrafteinnahmen angeleiert wurden. Die Rhein-Hunsrücker Energiewende ist viel mehr als das Etablieren von Windrädern in der Natur und Landschaft. Dieses gab es schließlich auch in anderen Regionen, in denen aber mitunter die Anschlusskonzepte ausblieben. Das Verwerten von Strauchschnitt, das Nutzen von Nahwärme, das Einsparen und Steuern von Energie sind wesentliche weitere Bestandteile einer Wende, bei der die Region deutlich schneller vorankam als andere – und auch als größere. Bund und Land sind hier längst nicht so weit wie der Vorreiter, ein Kreis, der abseits des B 50-Ausblicks vieles bewegt hat.