Ist die Energiewende bis 2030 möglich?
20.05.2011
In der Präambel der Vereinssatzung des KEE ist das Ziel formuliert, den Rheingau-Taunus-Kreis bis zum Jahr 2030 vollständig mit erneuerbaren Energien zu versorgen.
Seit dem ich die Aufgabe des Geschäftsführers für das KEE übernommen habe mache ich mir naturgemäß Gedanken darüber, ob und wie dieses Ziel erreicht werden kann.
Bleiben wir zunächst einmal beim ob:
Wesentliche Eckpfeiler menschlichen Handelns beruhen auf Glaube, Vertrauen und Überzeugung. Ist dies gegeben, ist der Mensch zu unglaublichen Leistungen fähig, wie man es in allen Lebensbereichen immer wieder mit großer Bewunderung feststellen kann.
Auf dem Weg zur Energiewende fehlt es vielen Menschen jedoch noch an dieser positiven Grundeinstellung, was angesichts der sich ständig wiederholenden Argumentation von Lobbyisten und Besitzstandswahrern gegen eine Energiewende nicht weiter verwundert.
Der Widerstand und die Angst der klassischen Energiewirtschaft liegt ja gerade darin begründet, dass eine Energiewende möglich ist und sie somit ihre Pfründe dahinschmelzen sieht!
Die in den letzten Jahrzehnten aufgebauten oligopolen Strukturen (4 Konzerne beherrschen den deutschen Strommarkt) entsprechen nicht einer von Wettbewerb geprägten sozialen Marktwirtschaft im Sinne der Gründungsväter unserer Republik.
Die Zukunft der Energieversorgung ist dezentral und erneuerbar und wird von einer großen Anzahl an kommunalen Unternehmen, Stadtwerken, Energiegenossenschaften und Bürgerinnen und Bürgern getragen. Die aus dem Energiebereich erwirtschafteten Gewinne werden somit in der Region bleiben und dort zur Verbesserung der Lebenssituation aller Menschen führen.
Dies ist keine Sozialromantik sondern bereits heute Realität!
Etwa 340.000 Menschen sind im Bereich der Erneuerbaren Energien in Deutschland beschäftigt, die regionale Wertschöpfung daraus wurde in 2009 mit ca. 6,8 Milliarden Euro beziffert.
Schon heute gibt es Regionen in unserem Land, die unter breiter Bürgerbeteiligung das Ziel der 100 % EE-Region quasi schon vor Augen haben.
Die deutschen Unternehmen der Branche gehören seit Jahren zur Weltspitze und werden die in unserem Land erfolgreich eingeführten Techniken international vermarkten können, denn die Energie- und Klimaproblematik kennt keine Grenzen.
Kommen wir noch einmal an den Ausgangspunkt der Fragestellung zurück und bemühen einen Rückblick in unsere Vergangenheit:
Es ist das Jahr 1945, Deutschland ist zerstört und liegt am Boden, es herrscht bittere Armut und Hungersnot.
Experten gehen davon aus, dass der Wiederaufbau 40 bis 50 Jahre in Anspruch nehmen wird. Es kam völlig anders: Bereits nach ca. 15 Jahren hatten wir das "Wirtschaftswunder" erreicht, es herrschte Vollbeschäftigung, die Menschen hatten reichlich zu Essen und konnten sich bereits wieder Urlaub in Italien leisten.
Heute geht es bei weitem nicht um eine solche Kraftanstrengung, sondern lediglich um die Umgestaltung der Energieversorgung.
Wir verfügen sowohl über die technischen als auch wirtschaftlichen Möglichkeiten für eine Energiewende.
Aus meiner Sicht gibt es daher keine stichhaltige Begründung, warum eine vollständige Versorgung des Rheingau-Taunus-Kreises aus Erneuerbaren Energien bis 2030 nicht möglich sein sollte. Mit fast 20 Jahren verbleibt uns dafür mehr Zeit als unsere Großeltern und Eltern benötigt haben, um eine ganze Volkswirtschaft aufzubauen!
Packen wir es an!!
Manfred Vogel - KEE