Entkopplung von Energiefluss und Stoffströmen
Die jüngsten, dramatischen Zahlen zum Anstieg des CO2-Gehaltes von 6 % in der Atmosphäre im Jahr 2010 weisen darauf hin, dass ein weltweites Umdenken in der Energieversorgung dringend geboten ist. Neben der Einsparung von Energieverbräuchen und der wirkungsvolleren Ausnutzung von Energiequellen muss man von einer Energieproduktion, bei der das klimaschädliche Kohlendioxid CO2 entsteht, möglichst rasch wegkommen. Energiewende heißt deshalb vor allem „Entkopplung des Energieflusses von den Stoffströmen“
CO2 entsteht beim Verheizen von energiereichen fossilen Brennstoffen in Öfen, Kraftwerken und Kraftfahrzeugen, aber auch von regenerativen, biogenen Rohstoffen wie Holz, Biosprit usw.
In allen diesen Brennstoffen, die die Stoffströme bilden, steckt das Element Kohlenstoff (engl. Carbon), das sowohl Träger als auch Speicher für Energie ist. Der in Millionen von Jahren von der Natur aufgebaute Speicher wird heute so schnell und in solchen Mengen abgebaut, dass das dabei entstehende CO2 nicht mehr ausreichend von Pflanzen recycled werden kann. Es reichert sich in der Atmosphäre an und trägt durch seinen Treibhauseffekt gravierend zur Veränderung des Weltklimas bei.
Um diesem Effekt entgegenzuwirken, muss ein Pfeiler der Energiewende die Decarbonisierung der Stoffströme sein, also weg von kohlenstoffhaltigen Energiequellen. Die ergiebigste Alternative dazu wird die Energie der Sonne sein. Ihre Strahlungsenergie kann direkt (Photovoltaik) oder indirekt (Wind, Wasserkraft) in elektrische Energie umgewandelt werden. „Heizen ohne Feuer“ kann somit künftig heißen: Mit dem Strom einer Photovoltaik- oder Windkraftanlage eine elektrische Wärmepumpe betreiben oder ohne Sprit mit einem Elektromobil über die Straßen „heizen“.
Künftig müssen wir die benötigten Energiemengen für Kraft, Wärme und Mobilität mit der Strahlkraft der Sonne bereitstellen, ohne dabei CO2 freizusetzen, fossile Rohstoffe zu verbrauchen oder radioaktiven Müll zu produzieren.
Das Verhältnis zwischen Energieproduktion und –verbrauch muss dafür neu austariert werden. Es bedarf dazu auch neuer Strategien und Technologien der Speicherung. Denn die Verfügbarkeit von Sonne und Wind ist naturgemäß sehr stark schwankend.
100% erneuerbare Energien jetzt! Über dieses Ziel scheinen sich alle einig zu sein, über die richtigen Wege dorthin bedarf es jedoch grundlegend neuer Einsichten wie die Entkopplung von Stoffströmen und Energiefluss. Unser Energiehunger wird kaum noch von Produkten unter der Erde oder auf den Acker- und Waldflächen, sondern im Wesentlichen „von oben“ befriedigt werden können.
25.11.2011 Leserbrief von Dr. Jürgen Hoffmann