Auf die Sichtweise kommt es an
Während erneuerbare Energien noch vor wenigen Jahren als völlig unbedeutend für die Energiewirtschaft belächelt bzw. verspottet wurden, hat sich das Blatt inzwischen massiv gewendet.
An sonnigen und/oder windigen Tagen führt der aus PV- und Windenergieanlagen ins Netz eingespeiste Strom über den sogenannten "Merit-Order-Effekt" zu einem zeitweise drastischen Rückgang der über die Leipziger Strombörse EEX festgelegten Strompreise. Das ist Wettbewerb pur, den so viele doch immer wieder einfordern! Übersteigt das Angebot an Strom die Nachfrage, so führt dies zu fallenden Preisen, im Extremfall sogar zu negativen Preisen. Davon profitieren naturgemäß nicht nur Großverbraucher im Ausland, wie dies gerne unterstellt wird, sondern selbstverständlich zunächst einmal die Großverbraucher und Händler in unserem Land.
Die völlig falsche Schlussfolgerung aus dem jetzt endlich funktionierenden Wettbewerb ist, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu stoppen. Sinnvoll hingegen wäre der weitere konsequente Ausbau einer brennstofffreien und somit nachhaltigen Energieversorgung und der Ersatz abgeschriebener und schlecht regelbarer Kohle- und Atomkraftwerke durch modernste GUD-Gaskraftwerke. Diese haben einen deutlich besseren energetischen Wirkungsgrad und lassen sich sehr schnell an die fluktuierenden Stromeinspeisungen aus PV- und Windenergieanlagen anpassen.
Derzeit fehlt hierfür aber noch ein tragbares Geschäftsmodell was dazu führt, dass keine Investitionen in solche Kraftwerke getätigt werden und bereits im Markt befindliche Anlagen zeitweise in Unterdeckung fahren. Volkswirtschaftlich gesehen ist es, unter Einbeziehung sämtlicher externalisierten Kosten, sinnvoll und kostengünstiger, schnell regelbare GUD-Kraftwerke zu bauen und zu betreiben, selbst wenn nur geringe Volllaststunden erreicht werden.
Aus betriebswirtschaftlicher Sicht werden immer hohe Volllaststunden angestrebt, während volkswirtschaftlich gesehen geringe Volllaststunden jedoch auch geringere Gasimporte und somit eingesparte Brennstoffkosten bedeuten.
Es kommt also auf die Sichtweise an!
13.02.2013 │ Manfred Vogel, KEE